Einige Jahre nach dem schrecklichen zweiten Weltkrieg hatten die Sitterswalder Einwohner die verheerenden Kriegsschäden an Haus und Hof beseitigt, und dachten wieder über das gesellschaftliche und kulturelle Leben nach. So dachte auch Wilhelm Ludt wie schön es wäre wieder in einem Männergesangverein zu singen. Als er seine Gedanken zum Ausdruck brachte, waren zugleich einige Männer von dieser Idee begeistert und sagten ihre Unterstützung zu. So kam es Anfang 1949 zu ersten Gesprächen zwecks Gründung eines Männergesangvereins. Da das Saarland damals unter französischer Verwaltung stand, und diese ein Versammlungsverbot erlassen hatte, musste man einige Genehmigungen einholen um eine Gründungsversammlung durchführen zu dürfen. Es dauerte bis Anfang 1950 als Wilhelm Ludt, Georg Sehmer, Ernst Fischer, Alfred Rausch, Werner Sehmer, Josef Zapp und Wendel Odermatt einen Männergesangverein gründeten.
Den Namen MGV durfte man damals nicht führen, so nannten Sie den Verein - Kulturgemeinde Sitterswald - . Als Patenverein stand der MGV 1862 Auersmacher zur Seite. Erster Vorsitzender wurde Wilhelm Ludt, der dem Verein lange Jahre vorstand. 42 sangesfreudige Männer schlossen sich dem Verein an. Als erster Dirigent fungierte Hugo Paulus. Die wöchentlichen Chorproben führte man anfangs im damaligen Gasthaus Trompeter und in der heutigen Grundschule durch. In den folgenden Jahren übte man fleißig Liedgut und brachte es zu einem beachtlichen Repertoire. Der Chor wirkte in der Folge nicht nur bei weltlichen, sondern auch bei kirchlichen Anlässen mit. Regelmäßig durchgeführte Sängerfahrten und Vereinsausflüge förderten den Zusammenhalt der Sänger und Mitglieder. Neben dem Gesang spielte man bis Anfang der sechziger Jahre Theater. Die von Anfang an jährlich durchgeführten Waldfeste erfreuten sich, trotz ewigem Kampf mit dem Wetter, großer Beliebtheit. Brauchte man in den ersten Jahren zur Durchführung der Feste einen Konzessionsträger, so führt heute der Verein die Feste in eigener Regie durch.
Rückschläge in der Vereinsgeschichte blieben auch der Kulturgemeinde nicht erspart. Durch jahrelanges Sparen und Planen hatten sich die Sänger eine Bleibe geschaffen, die als " Sängerheim Waldhaus" im Mühlenwald steht. Anfang März 1965 erlebten die Sänger eine böse Überraschung. Das in mühevoller Arbeit erstellte Sängerheim wurde ein Raub der Flammen. Die zuvor angeschaffte Vereinsfahne und das gesamte Notenmaterial verbrannten in der Glut. Die Arbeit von 15 Jahren war zunichte gemacht. Aber unverdrossen bauten die Sänger zum zweiten mal das Sängerhaus auf. Diesmal wurde es etwas größer, so dass man in ihm die wöchentlichen Proben durchführen konnte. Anfang der 70 ger Jahre wurde die Schar der Sänger immer geringer. Die Überbeanspruchung der Menschen in der modernen Leistungsgesellschaft führte trotz verlängerter Freizeit nicht dazu, sich freiwillig an einen Chor zu binden.
Im Jahr 1975 feierte der MGV Kulturgemeinde Sitterswald - zwischenzeitlich kam das MGV wieder dazu - sein 25 jähriges Vereinsjubiläum. Die ersten Mitglieder wurden geehrt. Mitte der 80 ger Jahre besuchten nur noch wenige Sänger die Chorproben. Das führte dazu dass Ende 1983 ein Frauenchor gegründet wurde. Zu gewissen Anlässen sang man nun auch gemischtes Liedgut. Bei den Feierlichkeiten zu den 50 Jahrfeiern unseres Ortes, und bei vielen Veranstaltungen unserer Ortsvereine war der MGV Kulturgemeinde mit seinen Auftritten ein gern gesehener Gast. Am 18. Januar 1987 beschloss die Mitgliederversammlung die noch heute gültige Satzung des Vereins, und ließ diese beim Amtsgericht in Saarbrücken eintragen. So steht der MGV Kulturgemeinde Sitterswald rechtlich und gesetzlich auf einem guten Fundament und führt seitdem den Zusatz e.V.
Durch die Spende eines treuen Mitgliedes wurde im Jahre 1988 wieder eine neue Vereinsfahne angeschafft. Diese wurde unter großer Beteiligung der Sitterswalder Bevölkerung in der kath. Kirche ökumenisch geweiht. Das anschließende Fest der Fahnenweihe in der örtlichen Turnhalle war ein schönes Erlebnis. Am Ende des gleichen Jahres wurde der Seniorenclub 88 gegründet, und damit eine Lücke im Sitterswalder Vereinsleben geschlossen. Auch dachte man an die Zukunft der beiden Chöre und gründete im Jahr 1989 einen Kinderchor, der im Laufe der Jahre an vielen Veranstaltungen mitwirkte.
1990 feierte der MGV Kulturgemeinde Sitterswald sein 40 jähriges Vereinsjubiläum. Mit befreundeten Chören wurde das Jubiläum zu einem Chorerlebnis mit beachtlichem Niveau. Im Laufe der Jahre sangen die Chöre unter den Dirigenten Hugo Paulus, Hermann Schuh, Alfred Quack, Reinhold Lillig, Dieter Reidenbach, Günter König, Nicole Keller und Alexander Gobrial. Zwischenzeitlich war das Waldhaus, das aus Holz bestand baufällig geworden. Durch die Gründung der drei Sparten besuchten immer mehr Menschen das Vereinshaus. Das war Anlass genug dieses nun in massiver Bauweise zu erneuern. Im August 1994 wurde der Neuaufbau begonnen und im Dezember des gleichen Jahres fertig gestellt.
Das Jahr 1995 ist in der Vereinsgeschichte in schlechter Erinnerung. Es war wieder Waldfest. Die damalige Presse schrieb: „Dreister Diebstahl trübte die Festfreude". Die haben uns das ganze Essen geklaut, so der Vorsitzende, das ganze Waldfest gestohlen ". Es war unglaublich was man dem Veranstalter angetan hatte. Schnell waren viele fleißige Hände am Werk und wiederholten die Arbeit der vergangenen Tage in wenigen Stunden. So konnte das Waldfest doch noch stattfinden. Auch der große Sturm in diesem Jahr verschonte den MGV Kulturgemeinde nicht. Ein schwerer Ast durchschlug das Dach des Waldhauses. Doch auch dieser Schaden wurde durch die Sänger und Mitglieder behoben.
Leider musste der Verein 1998 den Kinderchor mangels Interesse wieder einstellen. Von den Rückschlägen hat sich der Verein immer wieder erholt, zumal in Krisenzeiten treue Mitglieder das eigene ICH zurückstellten, und ihre ganze Kraft und Können in den Dienst des Vereins gestellt, und zu seiner heutigen Blüte gebracht haben. An Geselligkeit hat es den Sängerinnen, Sängern und Mitgliedern des MGV Kulturgemeinde noch nie gefehlt. Der Faschings Lumpenball hat ebenso Tradition wie das jährliche Maibaum setzen. Auch am Vatertag ist seit Jahren fröhliches Treiben in und am Waldhaus. Die regelmäßigen Treffen des „Senioren Clubs 88“ runden das Programm ab. Im Jahr 2000 war es dem Verein vergönnt, sein 50 jähriges Bestehen zu feiern. Jeder Vorstand machte sich zum Ziel für Nachwuchs zu sorgen. So standen im Jubiläumsjahr 29 Sänger und 15 Frauen auf der Bühne. Aber das Engagement des Einzelnen sich einem Chor anzuschließen, wird heute durch die immer größer werdende Beanspruchung in der Schule und im Beruf stark beeinflusst. Das führt zu einem Mangel an Nachwuchs.
Ein unvergessenes Erlebnis für den Männerchor war der Auftritt beim saarländischen Rundfunk in der Sendung SR 3 „Musikzeit“ Anfang 2001, wurde doch unser Chor durch diese Fernsehübertragung über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt.
Mitte des Jahres 2007 führte man zum ersten Mal Gespräche mit den Männerchören aus Auersmacher und Kleinblittersdorf zwecks gemeinsamen Singens. Ziel eines neuen „Männerchores Obere Saar“ ist eine Verbesserung des Klangkörpers und eine Steigerung der sängerischen Qualität. So veranstaltete der MGV Kulturgemeinde Sitterswald erstmals Anfang 2008 ein gemeinsames Konzert mit dem MGV 1862 Kleinblittersdorf mit großem Erfolg. Auch bei anderen Auftritten des „Männerchor obere Saar“ bewährte sich diese Singgemeinschaft. Als äußeres Zeichen dieser Verbundenheit pflanzte man auf dem Festgelände am Waldhaus drei Eichenbäume. Mit der Absicht, den Verein attraktiver zu gestallten und das Angebot zu erweitern, gründete man im Jahr 2009 einen „Gitarren Club“ Auch diese Sparte hat ihre ersten Auftritte mit Erfolg bestanden.
2010 feierte der MGV Kulturgemeinde Sitterswald e.V. das 60. Vereinsjubiläum mit befreundeten Chören und einem beachtlichen Chorkonzert. Sei zu hoffen dass es dem Verein vergönnt ist weiterhin zu bestehen, dass er seine kulturelle Aufgabe in unserer Gemeinde und darüber hinaus erfüllen kann. Aber, Jubiläum heißt auch „Erbe und Verpflichtung“. Wenn es gelingt das Erbe der Gründer in unserer Jugend zu wecken, dann hätten auch wir unser Ziel erreicht.
Rudi Ranker